Rolf Hoppe wurde 1930 in der Kleinstadt Ellrich bei Nordhausen am Südrand des Harzes geboren und war der einzige Sohn des Bäckermeisters Hermann Hoppe. Er vertrat seinen Vater am Ende des Zweiten Weltkriegs in der Backstube und sollte die seit 1829 bestehende Schwarz-Weiss & Feinbäckerei August Hoppe fortführen. Nach Abschluss der Volksschule machte er eine Bäckerlehre und arbeitete von 1945 bis 1948 auch als Kutscher. 1945 wurde er von der US-Armee zu Aufräumarbeiten im KZ Mittelbau-Dora beordert.
1946/47 war Hoppe als Schauspieler und Regisseur am Laientheater Ellrich tätig. Seine erste Bühnenrolle war die Titelrolle im Stück Professor Mamlock. Er studierte von 1949 bis 1951 Schauspiel am Staatlichen Landeskonservatorium in Erfurt und war in der Spielzeit 1950/51 an den Städtischen Bühnen Erfurt engagiert. Aufgrund einer Stimmbandentzündung musste er das Schauspiel vorübergehend aufgeben und arbeitete als Tierpfleger beim Zirkus Aeros. Der Schulung seiner Stimme bei Richard Wittsack am Institut für Sprechkunde in Halle (Saale) folgte in der Spielzeit 1952/53 ein Engagement am Theater der jungen Garde in Halle, wo er u. a. als Kwakin in Timur und sein Trupp zu sehen war.[2]
Auch nach der Wende konnte sich Hoppe weiter als Schauspieler etablieren. 1992 spielte er die Rolle des Fabrikanten und Altnazis Karl Lentz im Satirefilm Schtonk! (1992). 1993 gab er in Mario und der Zauberer unter der Regie von Klaus Maria Brandauer den Präfekten Angiolieri. In dem österreichisch-deutschen Spielfilm Comedian Harmonists (1997) verkörperte er den nationalsozialistischen Politiker Julius Streicher. In Volker Schlöndorffs US-amerikanisch-deutschen Thriller Palmetto – Dumme sterben nicht aus (1998) spielte Hoppe den Felix Malroux. In Rolf Losanskys Märchenverfilmung Hans im Glück (1999) übernahm er die Rolle des Kaufmannes und Reiters, der Hans sein schnelles Pferd „Sausewind“ gegen den Goldklumpen des Müllerlehrlings eintauschen möchte. In dem Fernsehmelodram Am Ende siegt die Liebe (2000) war er in der Rolle des Max Sander zu sehen. In der Filmkomödie Alles auf Zucker! (2004) spielte er den Rabbiner Ginsberg. In der Kriminalfilmreihe Commissario Laurenti (2007/08) verkörperte er den Rechtsmediziner Galvano. 2012 besetzte ihn Toke Constantin Hebbeln in seinem melodramatischen Film Wir wollten aufs Meer, wo er den Stasi-Oberst Seler spielte. In der Ken-Follett-Verfilmung des ZDF Die Pfeiler der Macht, die 2016 ins Fernsehen kam, übernahm er die Rolle des Familienoberhaupts und Patriarchen Seth Pilaster.
Neben zahlreichen Auftritten in Spielfilmen und Fernsehproduktionen wirkte Hoppe auch als Sprecher in Kinderhörspielen mit, wie zum Beispiel als das weiße Kaninchen in Alice im Wunderland, als Erzähler in Brüderchen und Schwesterchen und als Geschichten erzählender Wind in Der Fischer und seine Frau zusammen mit Kurt Böwe. Von der Tageszeitung Dresdner Neueste Nachrichten war er im Jahre 2000 zu einem der „100 Dresdner des 20. Jahrhunderts“ gewählt worden.[4]
Weitere Theatertätigkeiten
Hoppe war Prinzipal des Hoftheaters Dresden, eines Kammertheaters in einem ehemaligen Bauernhof in Dresden-Weißig. Er gründete 1995 einen Verein mit der Vision eines solchen Theaters, kaufte und spendete den Hof dem Verein. Der Spielplan orientiert sich am künstlerischen Anspruch Hoppes.
Mehr als zwei Jahrzehnte hat sich Hoppe mit seinem privaten Theater auf Schloss Weesenstein vielfältig kulturell engagiert.[5][6][7] Dort brachte er zum Beispiel seine musikalisch-literarische Reihe Dresdner Dreiklänge zur Aufführung und las Märchen, Balladen und Geistergeschichten. Im November 2006 brachten Hoppe und der Sänger Heinz Rudolf Kunze dort ihr gemeinsames Programm Sachsophonie zur Aufführung. Sie präsentierten persönliche Lieblingstexte verschiedener Autoren aus Sachsen und Niedersachsen und sangen auch.[7][8]
Privates
Hoppe war verheiratet und lebte zuletzt in Dresden-Weißig. Seine Töchter Christine und Josephine Hoppe sind ebenfalls Schauspielerinnen. Auch sein Enkel Oscar schlug diesen Berufsweg ein.[9]
Anlässlich seines 85. Geburtstages gab es vom 1. November 2015 bis 1. Mai 2016 auf Schloss Weesenstein eine Ausstellung unter dem Titel Rolf Hoppe. Ein Schauspielerleben.[5]
1981: Preis der Film- und Fernsehkritik des Ungarischen Journalistenverbandes für seine Darstellung des Göring bzw. des Generals in István Szabós Spielfilm Mephisto
Andreas Neubauer; Klaus-Dieter Wintermann: Hoppes Traum – das sagenhafte Weesenstein. Projekte PR, Dresden 1998, ISBN 3-925001-19-0.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2. Auflage 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 321.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 54 f.
Wolfgang Beck: Hoppe, Rolf. In: Manfred Brauneck, Wolfgang Beck (Hrsg.): Theaterlexikon 2. Schauspieler und Regisseure, Bühnenleiter, Dramaturgen und Bühnenbildner. Unter Mitwirkung von Werner Schulze-Reimpell. rowohlts enzyklopädie im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007. S. 326. ISBN 978-3-499-55650-0.
Frank-Burkhard Habel: Lexikon. Schauspieler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2009, ISBN 978-3-355-01760-2, S. 180–182.
Der ungeteilte Himmel. Schauspieler aus der DDR erzählen. Verlag Neues Leben Berlin, 2009. ISBN 978-3-355-01764-0.
↑ Emil Ulischberger: Schauspiel in Dresden. Ein Stück Theatergeschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart in Wort und Bild. Henschelverlag, Berlin 1989, S. 205.
↑100 Dresdner des 20. Jahrhunderts. In: Dresdner Neueste Nachrichten. Dresdner Nachrichten GmbH & Co. KG, Dresden 31. Dezember 1999, S.22.
↑Torsten Klaus: Rolf Hoppe und die shot AG erhalten den Kunst- und den Förderpreis Dresdens 2007. In: Leipziger Volkszeitung – Ausgabe: Dresdner Neueste Nachrichten. 20. Februar 2007, S.9.