Thalmässing liegt am Rande des Naturparks Altmühltal, an der Grenze zum Fränkischen Seenland. Eingebettet zwischen Ausläufern des Juramassivs und dem Berg Landeck, erstreckt sich am Lauf der Thalach der Hauptort der gleichnamigen Gemeinde.[2]
Es gibt auf dem Gemeindegebiet 18 Gemarkungen: Aberzhausen (Gemarkungsteil 1), Alfershausen, Aue, Dixenhausen, Eysölden, Hagenich, Kleinhöbing, Landersdorf, Lohen, Offenbau, Ohlangen, Pyras, Reinwarzhofen, Schwimbach, Stauf, Thalmässing, Tiefenbach (Gemarkungsteil 1) und Waizenhofen.[6] Die Gemarkung Thalmässing hat eine Fläche von 6,093 km². Sie ist in 1722 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 3538,48 m² haben.[7] In ihr liegt neben dem namensgebenden Ort der Gemeindeteil Heimmühle.[8]
Geschichte
Bis zur Gemeindegründung
Erstmals erschien Thalmässing vermutlich im Jahr 866 als „Talmazinga“ in einer Urkunde. Der Marktort gehörte bis 1806 zum Markgraftum Brandenburg-Ansbach. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde. Der Ort hatte eine verhältnismäßig zahlreiche jüdische Bevölkerung. 1531 wird erstmals ein Jude erwähnt. Bis zum 19. Jahrhundert siedelten sich vermehrt Juden an, so dass ihr Anteil auf bis zu 21 % der Einwohnerschaft anstieg. 1933 lebten im Ort noch 33 Juden, vor allem die Familien Neuburger, Süß, Rosenfeld und Schülein.[9] Franzi Neuburger (1894–1976) war die Mutter des israelischen Generalmajors Aharon Doron.[10]
Blasonierung: „Gespalten von Silber und Rot; vorne am Spalt ein halber, golden bewehrter roter Adler, hinten auf grünem Boden, darin ein silberner Wellenbalken und zwei goldene Laubbäume, am Spalt ein silberner Zinnenturm“[14]
Wappenbegründung: Das Wappen geht auf eine Verleihung von 1541 durch Markgraf Georg Friedrich von Ansbach für Bürgermeister, Rat und Gericht von Landeck zurück. Der halbe Adler ist das brandenburgische Wappenbild in geminderter Form. Der Turm stellt die Burg Landeck dar, die Sitz des Gerichts war. Der Markt übernahm das Wappen und das Siegel.
Thalmässing führt seit dem 18. Jahrhundert ein Wappen.
Fast alle Gemeindeteile haben einen Ortssprecher oder eine Ortssprecherin, entweder als Marktratsmitglied, das in dem Gemeindeteil seinen Wohnsitz hat; wenn der Gemeindeteil kein gewähltes Ratsmitglied hat, ist es ein Bürger oder eine Bürgerin aus dem betreffenden Gemeindeteil, der in einer Bürgerversammlung gewählt wurde. Ortssprecher oder Ortssprecherinnen, die nicht Mitglied des Marktrates sind, dürfen an allen Sitzungen des Gemeinderats mit beratender Stimme teilnehmen und können Anträge stellen. Die Ortssprecher betreuen auch die gemeindliche Anschlagtafel des jeweiligen Gemeindeteils.
Folgende Gemeindeteile verfügen über einen eigenen Ortssprecher:
Alfershausen, Aue mit Kochsmühle, Dixenhausen mit Graßhöfe, Eckmannshofen, Eysölden, Gebersdorf mit Bergmühle, Göllersreuth mit Feinschluck und Kätzelmühle, Hagenich, Kleinhöbing mit Zinkelmühle, Landersdorf mit Hundszell, Lohen mit Kammmühle, Offenbau, Ohlangen, Pyras, Rabenreuth, Reichersdorf, Reinwarzhofen, Ruppmannsburg, Schwimbach mit Appenstetten, Stauf, Steindl, Stetten, Tiefenbach, Waizenhofen.
Aus dem Vor- und frühgeschichtlichen Museum Thalmässing, dem Geschichtsdorf in Landersdorf sowie dem Archäologischen Wanderweg wurde im Jahr 2013 das ganzheitliche Konzept Fundreich Thalmässing entwickelt. Das Museum wurde baulich umfassend saniert, durch Anmietungen vergrößert und die Ausstellung dem neuen Konzept angepasst. Die ausgestellten Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit bis zur Zeit der Völkerwanderung wurden überarbeitet und mit neuen interaktiven Schautafeln erweitert. Neu sind zudem die Mitmach-Ecke für Kinder sowie ein Mehrzweckraum für Vorträge oder Sonderausstellungen.
Der archäologische Wanderweg wurde in die drei Themenwege Vorgeschichtsweg, Mittelalterweg sowie Kelterweg unterteilt. Ersterer besitzt nach einer Zertifizierung durch das Deutsche Wanderinstitut das Siegel Premiumweg, welches bislang nur an wenige Wanderweg in Bayern vergeben wurde.[16]
Das Geschichtsdorf am südlichen Rand von Landersdorf wuchs aus der anfänglichen Rekonstruktion eines Keltischen Bauernhauses durch die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e. V. Zwischenzeitlich können neben dem Keltenhaus die detailgetreuen Nachbildungen eines Bajuwarenhauses sowie eines Steinzeithauses besichtigt werden. Ein vorgeschichtlicher Garten mit dem Anbau von Einkorn, Emmer, Dinkel, Ackerbohnen, Lein, Mohn und Färbepflanzen rundet das Thema Vor- und Frühgeschichte anschaulich ab.[17]
Das Michael-Kirschner-Kulturmuseum im Gemeindeteil Stauf beschäftigt sich mit dem Leben im 18. und 19. Jahrhundert der kleinbäuerlichen Familien. Der Namensgeber Michael Kirschner vermachte in seinem Testament das Anwesen der Dorfgemeinschaft Stauf, welches das Museum in elfjähriger Arbeit als solches erschuf und seitdem der Öffentlichkeit zugänglich macht.[18]
Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Gotthard in Thalmässing wurde 1721 nach den Plänen des markgräflichen Baudirektors Wilhelm von Zocha an der Stelle einer baufälligen gotischen Kirche errichtet.
Die evangelisch-lutherische Kirche St. Michael in Thalmässing, ein Barockbau, wurde 1712/13 unter dem ansbachischen Hofbaudirektor Gabriel de Gabrieli von Lorenzo Salle erbaut. An der Südseite des Friedhofes befinden sich künstlerisch gestaltete Grabsteine aus heimischem Kalkstein.
Die evangelisch-lutherische Kirche St. Marien mit gotischem Turm in Thalmässing ist heute Gemeindehaus der Pfarrei St. Michael, das die zweitgrößte evangelische Bücherei in Bayern beherbergt.
Die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Thalmässing aus dem Jahre 1924 wurde vom Nürnberger Architekten Otto Schulz geplant und 1993/94 modern umgestaltet.
Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Martin in Alfershausen wurde 1742 vom Ansbacher Bauinspektor Johann David Steingruber im Markgrafenstil erbaut.
evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Ottilien in Aue
Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Thomas und Ägidius in Eysölden war einst Urpfarrei und Oberamtskirche. Sie wurde vom Ansbacher Bauinspektor Johann David Steingruber im Markgrafenstil erbaut.[20] Die in ihrer jetzigen Form 1752 fertiggestellte Kirche mit altem gotischen Turm und Grabsteinen des Orts- und Oberamtsadels ist tagsüber geöffnet.[21]
evangelisch-lutherische Kirche St. Jakobus in Landersdorf
evangelisch-lutherische Kirche St. Nikolaus in Gebersdorf
Eine erste Synagoge wurde 1690 in der ehemaligen Badstube eingerichtet. Bei der Auflösung der jüdischen Gemeinde Thalmässing 1937 wurde die Synagoge geschlossen. Sechs Torarollen kamen zur Verwahrung zum Verband der Bayerischen israelitischen Gemeinden nach München. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge mit allen noch vorhandenen Möbeln und Ritualien zerstört.
Das Synagogengebäude wurde im Zweiten Weltkrieg als Getreidespeicher, später als Turnhalle (noch in den 1960er Jahren) zweckentfremdet und im Jahr 1972 abgebrochen. Auf dem Grundstück wurde ein Wohnhaus erstellt. Ein Gedenkstein für die Synagoge ist unweit des ehemaligen Standortes aufgestellt.
Die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt wurde in den 2000er Jahren neben der BAB 9 gebaut. Über die Regionalbahnhöfe Kinding und Allersberg, zu denen eine regelmäßige Busverbindung besteht, gelangt man zu den ICE-Bahnhöfen Ingolstadt und Nürnberg.
Die ehemalige Bahnstrecke Greding–Thalmässing–Roth („Gredl“) wurde 1974 im Bereich von Thalmässing stillgelegt und durch eine Buslinie ersetzt. Das ehemalige Gleisbett wurde als Radweg umgebaut.
Gottfried Stieber: Thalmeßingen. In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, OCLC231049377, S.804–807 (Digitalisat).
↑Gertrud Lütgemeier: Julius Wolfgang Schülein (1881-1970). Ein Jüdischer Maler aus München. S. 3
↑Anne Betten; Miryam Du-nour (Hrsg.): Wir sind die Letzten. Fragt uns aus : Gespräche mit den Emigranten der dreissiger Jahre in Israel. Mitarbeit Kristine Hecker, Esriel Hildesheimer. Gerlingen : Bleicher, 1996, S. 29
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.483.
↑(cb/sm/bey/hi/w): Zarte Pflanzen brauchen viel Pflege. In: Hilpoltsteiner Kurier, 4. Oktober 1990, S. .
↑STARTSEITE. In: kirche-thalmaessing.de. Abgerufen am 17. Oktober 2016.
↑Pfarrei Thalmässing: Startseite. In: thalmaessing.bistum-eichstaett.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Oktober 2016; abgerufen am 17. Oktober 2016.