Zwei Wochen nach dem überraschenden Sieg des Privatfahrers Joseph Siffert beim Großen Preis von Großbritannien traf ein nahezu unverändertes Teilnehmerfeld am Nürburgring ein. Ergänzt wurde es lediglich durch zwei einheimische Gaststarter. Kurt Ahrens absolvierte seinen dritten Grand Prix am Steuer eines privaten Brabham, während Hubert Hahne wie bereits im Vorjahr am Steuer eines Formel-2-Lola-BMW mit 2-Liter-Motor antrat.
Dan Gurney sorgte an diesem Wochenende für ein Novum in der Formel 1, indem er als erster Grand-Prix-Pilot einen Vollvisierhelm benutzte.
Training
Sämtliche Trainingseinheiten fanden auf nasser Strecke statt. Jacky Ickx erzielte die Pole-Position mit einer um rund zehn Sekunden schnelleren Rundenzeit als sein Teamkollege Chris Amon, der den zweiten Platz in der ersten Reihe neben dem drittplatzierten Jochen Rindt erreichte. Die zweite Startreihe teilten sich Graham Hill und Vic Elford. Jackie Stewart qualifizierte sich für den sechsten Startplatz.
Rennen
Am Vormittag des Renntages, als bereits dichter Nebel herrschte und die Sicht in einigen Streckenteilen weniger als 50 Meter betrug, beauftragte die Rennleitung die GPDA-Vertreter Joakim Bonnier und Hill, die Situation zu bewerten. Nicht zuletzt wegen der rund 250.000 angereisten Zuschauer plädierten die beiden für die Durchführung des Rennens und gegen eine Absage. In der Hoffnung auf eine Besserung der Umstände wurde der Start um eine Stunde verschoben. Obwohl keine Veränderung eintrat, wurde das Rennen schließlich gestartet.[1]
Hill übernahm zunächst die Führung vor Amon, Rindt und Stewart. Bereits im Laufe der ersten Runde gelang es jedoch Stewart, die Spitze zu übernehmen, die er fortan stetig ausbaute und bis zum Ende des Rennens nicht mehr abgab. Dabei profitierte er unter anderem von seinen Dunlop-Regenreifen, die denen der Konkurrenz überlegen zu sein schienen. Nach zwei Runden auf der rund 22,8 Kilometer langen Rennstrecke betrug sein Vorsprung bereits 34 Sekunden vor dem zweitplatzierten Hill, der sich zwischenzeitlich einmal auf der regennassen Fahrbahn drehte. Es gelang Hill jedoch auszusteigen, sein Fahrzeug zu wenden und wieder in Gang zu setzen, bevor der Drittplatzierte Rindt die Stelle erreichte. Sonst hätte dies unter den schlechten Sichtverhältnissen möglicherweise zu einer kritischen Situation geführt.
Stewart gewann am Ende mit rund vier Minuten Vorsprung vor Hill und Rindt. Der Sieg gilt angesichts der Überlegenheit unter diesen schwierigen Bedingungen als einer der größten seiner Karriere. Nachdem Amon durch einen Unfall ausgeschieden war, ging der vierte Platz an seinen Teamkollegen Ickx.[2]
Das Rennen gilt als die größte Regen- und Nebelschlacht der Formel-1-Geschichte. Der Legende nach soll eines der Überholmanöver im dichten Nebel von keinem der beiden beteiligten Rennfahrer wahrgenommen worden sein.[1]
Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2, 1 Punkte. Die besten fünf Ergebnisse der ersten sechs und der zweiten sechs Rennen zählten zur Meisterschaft. In der Konstrukteurswertung zählten dabei nur die Punkte des bestplatzierten Fahrers eines Teams.
↑ abKampf am Limit. Die Formel 1 Chronik 1950–2000, hrsg. v. Willy Knupp, RTL Buchedition: Zeitgeist Verlag: Düsseldorf/Gütersloh 2000, ISBN 3-89748-277-0, S. 141