Bekannt ist der Hochtaunuskreis für seine als allgemein wohlhabend geltende Bevölkerung. Der Hochtaunuskreis weist für das Jahr 2021 den dritthöchsten Kaufkraftindex aller deutschen Land- und Stadtkreise auf.[3] 2020 betrug der Kaufkraftindex 142,6 des Bundesdurchschnitts.[4] Die Städte Königstein im Taunus (203,8) und Kronberg im Taunus (181,4) weisen die höchsten Pro-Kopf-Einkommen im Hochtaunuskreis auf und nehmen mit einigen benachbarten Gemeinden des Main-Taunus-Kreises bundesweit Spitzenplätze ein.
Der Hochtaunuskreis umfasst dreizehn Kommunen, von denen acht einen Status als Stadt sowie fünf einen als Gemeinde haben. Kreisstadt und zugleich bevölkerungsreichste Stadt ist Bad Homburg v. d. Höhe,[2] die zudem eine Sonderstatusstadt ist. Manche Städte führen amtliche Namenszusätze wie „(Taunus)“, „im Taunus“ bzw. „v. d. Höhe“ und sind offizielle Bestandteile des jeweiligen Stadtnamens. Die Gemeinde Neu-Anspach wurde aufgrund des Erreichens der Einwohnerzahl von 15.000 per 31. Oktober 2007 zur Stadt erhoben.[5]
Der Hochtaunuskreis liegt nördlich von Frankfurt am Main großteils im MittelgebirgeTaunus. Dessen 20 höchste Gipfel liegen sämtlich im Kreisgebiet. Die „Taunusrandstädte“ Bad Homburg, Oberursel, Friedrichsdorf, Kronberg, Königstein und Steinbach im Süden sind bereits Teil der Stadtregion Frankfurt, die in die Oberrheinische Tiefebene und im Osten in die Wetterau übergeht. Die höchste Erhebung ist der Große Feldberg (879 m ü. NHN), die tiefste Stelle des Kreises befindet sich bei Ober-Erlenbach, einem Stadtteil von Bad Homburg (128 m). Der Schmittener Ortsteil Oberreifenberg ist mit durchschnittlich 640 m in der Ortslage das höchstgelegene Dorf im Taunus und eines der höchstgelegenen Dörfer in Hessen.
Der Hochtaunuskreis wird unterteilt in Vorder- und Hintertaunus, wobei der Vordertaunus der Frankfurt zugewandten Seite entspricht (vor der Höhe) und der Hintertaunus, welcher gerne als Frankfurter Naherholungsgebiet genutzt wird, sich auf der anderen Seite des Taunushauptkamms befindet.
Nach dem Deutschen Krieg und der preußischen Annexion im Jahr 1866 entstanden aus Hessen-Homburg und den nassauischen ÄmternKönigstein und Usingen der Obertaunuskreis mit Sitz in Bad Homburg. Gemäß der Kreisordnung vom 1. April 1886 wurde ein Teil mit 46 Gemeinden nördlich des Gebirgskammes in einem neuen Landkreis Usingen organisiert. Im Obertaunuskreis verblieben 34 Gemeinden mit einer Fläche von 22.454 Hektar.
Im Jahr 1919 wurde der französisch besetzte Teil des Obertaunuskreises – das ehemals nassauische „Amt Königstein“ – abgetrennt und als Kreis Königstein eingerichtet. Erst am 1. Oktober 1928 – nach dem Abzug der französischen Besatzungstruppen – kehrte er zum Obertaunuskreis zurück.
Aufgrund der preußischen Sparverordnungen wurde am 1. August 1932 der Kreis Usingen aufgelöst. Teile des Kreises fielen an die benachbarten Landkreise Wetzlar, Oberlahn und Untertaunus, der Löwenanteil jedoch an den Obertaunuskreis. Schon ein Jahr später, am 1. Oktober 1933 wurde auf Betreiben der örtlichen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) der Landkreis Usingen wiederhergestellt.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 1. August 1972 der Hochtaunuskreis gebildet. Zu dem neuen Kreis traten
Gleichzeitig wurde am 1. August 1972 durch eine Reihe von Zusammenschlüssen die bis heute bestehende Gliederung in 13 Gemeinden geschaffen.[7][8] Als Sitz der Kreisverwaltung und damit als Kreisstadt wurde die Stadt Bad Homburg benannt.[7]
Im Dezember 1991 wurde der Hochtaunus bundesweit durch eine Korruptionsaffäre bekannt.[9][10]
Im Februar 2004 thematisierte der damalige Landrat Jürgen Banzer (CDU) einen möglichen Zusammenschluss des Hochtaunuskreises mit dem benachbarten und ähnlich strukturierten Main-Taunus-Kreis.[11] Mit einer Zusammenlegung beider Landkreise könnten Einsparungen von 18 bis 20 Millionen Euro jährlich erzielt werden.
Nach den Ergebnissen des Zensus 2011 waren von den Einwohnern 32,0 % evangelisch, 26,0 % römisch-katholisch und 42,0 % gehörten einer sonstigen oder keiner Religionsgesellschaft an oder machten keine Angabe.[20] Damit waren hier wie im Ballungsraum Rhein-Main die „sonstigen“ Zugehörigkeiten die stärkste Gruppe.[21] Der Mitgliederschwund der großen Kirchen hält seitdem weiter an.[22] Gemäß Zensus 2022 waren (2022) 24,1 % der Einwohner evangelisch, 20,7 % katholisch und 55,2 % gehörten einer sonstigen oder keiner Religion an oder machten keine Angabe.[23]
Politik
Kreistag
Der Kreistag des Hochtaunuskreises wurde am 14. März 2021 gewählt.[24]
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Landrat für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Kreisausschusses,[26] dem im Hochtaunuskreis neben dem Landrat hauptamtlich ein Erster Kreisbeigeordneter und ein Kreisbeigeordneter sowie ehrenamtlich zwölf weitere Kreisbeigeordnete angehören.[27] Landrat ist seit dem 9. Mai 2006 Ulrich Krebs (CDU), der zuletzt Bürgermeister der Stadt Flörsheim am Main war.[28]
Der Amtsvorgänger Jürgen Banzer (CDU) war in seiner dritten Amtszeit am 23. November 2005 als Minister der Justiz in die Hessische Landesregierung berufen worden. Danach leitete Erster Kreisbeigeordneter Wolfgang Müsse[29] die Kreisverwaltung kommissarisch und die Wahl eines neuen Landrats musste vorgezogen werden. Ulrich Krebs wurde am 26. März 2006 im ersten Wahlgang bei 47,2 Prozent Wahlbeteiligung mit 56,5 Prozent der Stimmen gewählt. Es folgten drei Wiederwahlen, zuletzt im Januar 2024.[30] Als Erster Kreisbeigeordneter und damit als Stellvertreter des Landrats fungiert seit 1. Januar 2020 Thorsten Schorr (CDU).[31]
Blasonierung: „In Blau ein gespaltener steigender Löwe, vorne von vier silbernen Eisenhüten begleitet, goldbewehrt und neunmal von Silber und Rot geteilt, hinten von vier goldenen Kleeblättern begleitet, rotbewehrt und golden.“
Wappenbegründung: Das Kreiswappen ist eine Kombination der Wappen des Obertaunuskreises und des Kreises Usingen. Die vordere Hälfte entspricht dem hessischen Löwen und steht für die ehemalige Landgrafschaft Hessen-Homburg, die hintere Hälfte des Löwen weist mit der goldenen Tingierung auf das Herzogtum Nassau hin. Die vier Eisenhüte vorne erinnern an die Herren von Cronberg, die vier Kleeblätter hinten sind dem Wappen der Stadt Usingen entnommen. Damit werden die früheren Herrschaften des Kreisgebietes versinnbildlicht. Das Wappen wurde am 12. Juli 1974 genehmigt.
Der Hochtaunuskreis verzeichnete im Jahr 2020 mit 142,6[4] des Bundesdurchschnitts (100) den dritthöchsten[3] Kaufkraftindex aller deutschen Land- und Stadtkreise. 2020 betrug das durchschnittlich zur freien Verfügung stehende Einkommen aller Einwohner des Landkreises 7,888 Milliarden Euro.[4] Bemerkenswert ist, dass zwölf der dreizehn Kommunen im Hochtaunuskreis einen weit überdurchschnittlich hohen Kaufkraftindex aufweisen; lediglich die Gemeinde Grävenwiesbach (98,9) weist einen leicht unterdurchschnittlichen Kaufkraftindex auf. Viele Wohlhabende (wie Banker aus dem benachbarten Frankfurt) sind in und um Bad Homburg wohnhaft. Das gesamte Kreisgebiet weist sehr hohe Bodenpreise auf und zeichnet sich durch ein allgemein sehr hohes Mietniveau aus.
Das Gebiet des heutigen Hochtaunuskreises liegt abseits der großen Achsen des Fernbahnnetzes, die von Frankfurt ausgehen. Der Südhang des Taunusgebirges, dessen Städte und Dörfer als Bäder und Kurorte sowie als bevorzugte Wohngebiete schon vor einhundert Jahren ebenso beliebt waren wie heute, wurde daher von Frankfurt aus durch mehrere Bahngesellschaften mit oft nur kurzen Stichbahnen erschlossen.
Die Homburger Eisenbahn-Gesellschaft eröffnete ihre Strecke am 10. September 1860, die in Frankfurt vom Main-Weser-Bahnhof ausging. Obwohl sie den kurhessischen Ort Bockenheim umfuhr, brauchte sie für ihre Trasse über Rödelheim–Oberursel nach Homburg, der damaligen Residenz einer kleinen Landgrafschaft und heutigen Kreisstadt des Hochtaunuskreises, die Konzession von vier souveränen Staaten.
Zusätzlich verband ab Mai 1910 die Frankfurter Lokalbahn Bad Homburg und Oberursel-Hohemark durch zwei elektrische Vorortbahnen mit der Großstadt, die heute Teil des Frankfurter U-Bahn-Netzes sind. Schon seit 1899 gab es in Homburg eine elektrische Straßenbahn, die bis 1935 auch eine Linie zum Römerkastell Saalburg betrieb.
Das strahlenförmig von Frankfurt ausgehende Schienennetz im Vordertaunus wurde bis 1912 durch Vollendung der Bahnstrecke Friedrichsdorf–Albshausen über den Taunushauptkamm hinaus verlängert und mit der Lahntalbahn verbunden.
An das Frankfurter U-Bahn-Netz angeschlossen sind die Städte Bad Homburg (Linie U2, Endstation Bad Homburg-Gonzenheim) und Oberursel (Linie U3, Oberursel-Hohemark).
Als Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) wurde 1988 ein Zweckverband vom Hochtaunuskreis und allen seinen Städten und Gemeinden gegründet. Der Verband hat die 28,8 Kilometer lange Bundesbahnstrecke Friedrichsdorf–Usingen–Grävenwiesbach zum Kaufpreis von 2,8 Millionen Deutsche Mark erworben, um sie vor der Stilllegung zu bewahren. Alle Linien des öffentlichen Verkehrs sind seit 1995 in den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) eingegliedert.
Der Hochtaunuskreis betreibt mit den Hochtaunus-Kliniken Krankenhäuser in Bad Homburg und Usingen. Zusätzlich ist er Eigentümer der Taunus Menü Service GmbH mit Sitz in Neu-Anspach, diese beliefert Kliniken, die Oberurseler Werkstätten und einen Teil der Schulen des Hochtaunuskreises mit Gerichten, welche im Koch-und-Kühl-Verfahren zubereitet und schockgefrostet werden. Gemeinsam mit dem Main-Taunus-Kreis ist der Hochtaunuskreis Träger der Taunus Sparkasse. Ebenfalls mit dem Main-Taunus-Kreis ist der Hochtaunuskreis Anteilseigner der Rhein-Main Deponie GmbH (RMD) (jeweils 50 Prozent). Wesentliche Anteile hält der Kreis an den Zweckverbänden des Naturparks Taunus und Verkehrsverband Hochtaunus (VHT). Als Eigenbetrieb werden die Oberurseler Werkstätten für behinderte Menschen geführt. An weiteren Unternehmen wie der Nassauischen Sparkasse, der Süwag und der Nassauischen Heimstätte hält der Kreis Anteile.
Kfz-Kennzeichen
Am 1. August 1972 wurde dem Landkreis das seit dem 1. Juli 1956 für den Obertaunuskreis gültige Unterscheidungszeichen HG zugewiesen. Es wird von der Kreisstadt Bad Homburg vor der Höhe abgeleitet und wird durchgängig bis heute ausgegeben. Im Rahmen der Kennzeichenliberalisierung ist seit dem 2. Januar 2013 zudem das Unterscheidungszeichen USI (Usingen) erhältlich.
↑Chronologie zum Projekt. Windmessmast auf dem Langhals wird zurückgebaut. Stadt Neu-Anspach, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 1. Mai 2015.
↑FNP, 10. August 2019: Katholische und evangelische Kirche: Mitgliederschwund hält an: „Die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt seit Jahren - auch im Taunus. Dabei sind die Rückgänge bei den Protestanten massiver als bei den Katholiken. Doch es gibt auch positive Trends.“
↑Zensusdatenbank: 1000A Bevölkerung kompakt (Gebietsstand 15.05.2022) - wähle „Zum Thema“: 1000A-1018 Personen: Religion - wähle „Zur Tabelle“ - wähle „Anpassen“ - wähle „anderes Merkmal auswählen“: Landkreise u. krsfr. Städte (Stand 15.05.22) - wähle „Anwenden“: Trefferzeile „(400/400)“ anklicken: hessische Treffer auf Seite 2 der Trefferliste - Anwende-Häkchen auf die gewünschten Treffer eingrenzen - wähle „Anwenden“
↑ abHochtaunuskreis, Januar 2024: Landrat Ulrich Krebs im Amt bestätigt: „Die Amtseinführung des neuen und alten Landrats ist für den 18. März vorgesehen. Die Amtszeit beginnt am 9. Mai 2024.“
↑Taunus-Sparkasse: Geschäftsbericht 2005: „Verwaltungsrat. Vorsitzender … - Satzungsmäßiger Stellvertreter … - Wolfgang Müsse, Erster Kreisbeigeordneter (vom 23.11.2005 bis 09.05.2006) - …“
↑Taunus Nachrichten, 8. Januar 2020: Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr: „Fast zehn Jahre war er Stadtkämmerer im Oberurseler Rathaus … Zu Jahresbeginn hat der Finanzexperte seinen neuen Job als Erster Kreisbeigeordneter im Landratsamt Bad Homburg angetreten.“